Bevor ein Jagdhund zu dir zieht solltest du dir einige Gedanken über die Zukunft machen. Möchtest du deinen Hund mit zur Jagd nehmen? Hast du genug Zeit um diesen anspruchsvollen Hund artgerecht auszulasen? Welche Alternativen hast du zu einer jagdlichen Ausbildung? In diesem Beitrag stellen wir uns all diese Fragen und ich erzähle euch, warum unsere Entscheidung auf Arlo fiehl.
Über uns
Wir, Sandra und Lukas, leben seit knapp einem Jahr mit unserem Magyar Vizsla Rüden Arlo zusammen. Wir sind in den Enden der 20er und wünschten uns seit langem ein Hund, der in unser aktives Leben hineinpasst.
Warum entschieden wir uns für einen Jagdhund-Welpen?
Da Lukas Jäger ist, war ganz klar, es muss ein brauchbarer Jagdhund werden! Umso konkreter die Pläne wurden, umso mehr offene Fragen standen im Raum. Das größte Problem war, ob Lukas hier in der Stadt einen Hund zur Jagd ausbilden kann? Hinzu kam, dass wir beide berufstätig sind und vor allem Lukas am Tag viel Zeit auf der Arbeit verbringt.
Auf ging die Suche nach Rassen los, welche als Jagdhund zugelassen sind und sich ebenso als Familienhund perfekt eignen.
Gibt es das? Ja, diese Rassen gibt es!
Wie fanden wir die richtige Jagdhunde-Rasse für uns?
Unser Traumhund war ein Deutsch Kurzhaar oder Deutsch Drahthaar. Sie eignen sich gut als Wegbegleiter eines Jägers. Jedoch gibt es sie zum Großteil aus jagdlichen Zuchtlinien, welche einen noch stärker ausgeprägten Jagdtrieb zu Folge hat. Hier hatten wir Angst, dass uns das überfordern könnte, wenn wir uns doch gegen eine Jagdausbildung entscheiden. Zudem leben wir in einer Stadtwohnung. Umso größer und aktiver der Hund wird, umso mehr müssen wir ihn körperlich und geistig auslasten. Es gibt leider kein Garten für Tage, an denen wir nicht so viel Zeit für unseren Hund hätten.
Welche Rassen standen zur Wahl und warum waren sie für unser Leben nicht passend?
Also informierten wir uns über viele Rassen und schlossen nach und nach viele der klassischen Jagdhunde aus. Hauptsächlich wegen der Sorge diesen Rassen und Hundetypen nicht gerecht werden zu können. Hierunter fallen vor allem Schweißhunde, Münsterländer, Deutsch Kurzhaar etc.
Nach vielen Diskussionen, Recherchen und Überlegungen landeten wir bei dem Magyar Vizsla. Sicher, sie sind nicht die klassischen Hunde, welche sich ein Vollblut-Jäger anschaffen würde. Aber wir sehen sie ab und an auf der Jagd und sie haben Potential in der Ausbildung. Gleichzeitig werden sie häufig als reiner Familienhund gehalten. Das war für uns absolut wichtig, da wir in der Zukunft eine Familie gründen wollen. Der Hund sollte später ebenso ins Leben passen!
Bjarki spielt mit einem Schleuderball aus Kletterseil von Pawsome
Welche Rassen passten besser zu uns und unseren Zukunftsplänen?
Aus den Gründen sind Magyar Vizslas, Weimeraner rund Co. in den letzten Jahren vermehrt zum Modehund geworden! Aber nur weil sie nicht zwangsläufig jagdlich geführt werden und an Nicht-Jäger abgegeben werden, heißt das nicht, dass sie leicht auszulasten sind!
Viele Hundehalter vergessen dies und lassen sich von ihrem schönen Äußerlichen Erscheinungsbild blenden. Die Enttäuschung und der Frust folgt oft, wenn der süße Welpen erwachsen wird.
Unsere Wünsche an die Erziehung und das Leben mit einem Jagdhund
Zu all den Überlegungen kam hinzu, dass wir einige Ansprüche an die Erziehung unseres Hundes hatten. Es war uns sehr wichtig, dass er in Zukunft, wenn möglich ohne Leine laufen kann.
Geht das bei einem Hund mit Jagdtrieb? Das ist möglich, wenn du eine liebevolle, aber strenge und konsequente Erziehung an den Tag legst! Jagdhunde sind unheimlich intelligent! Sie lernen schnell sowohl positives, wie auch negatives Verhalten!
Wie kannst du Enttäuschungen schon bei der Rassenwahl vorbeugen?
Am besten machst du dir vor der Rassenentscheidung Gedanken darüber, was du dir von deinem Vierbeiner wünscht. Dadurch lassen sich viele Rassen ausschließen und andere kommen in die engere Auswahl. Zusätzlich hast du bereits vor Einzug des Welpen eine klare Erziehungsrichtung im Kopf und kannst gleich an den wichtigen Dingen arbeiten. Das verhindert einige grobe Probleme in der Zukunft und macht das Zusammenleben von Beginn an leichter.
Unser Jagdhund Arlo zieht ein und die Erziehung geht los
Als Arlo bei uns Einzog hatten wir unser Ziel fest im Blick: ein Leben ohne Leine, wann immer es geht! Vom ersten Tag an arbeiteten wir an einer guten Bindung und nutzen die Anhänglichkeit der Welpenzeit für uns aus. Wir belohnten ihn viel mit Spielen, da er nicht sehr zugänglich für Leckerli war. Und es klappte wunderbar, bis heute haben wir keine Probleme ihn abzuleinen.
Er hält eine gute Rücksprache mit uns und er entfernt sich nicht aus unserem Sichtfeld. Nach den ersten Monaten kam sein Jagdtrieb mehr zum Vorschein. Zu diesem Zeitpunkt mussten wir eine Entscheidung treffen, in welche Richtung die Erziehung gehen soll.
Diese Viszla-Dame trägt ein schickes Fettlederset aus Leine & Halsband von PAWSOME
Kommt eine Jagdhunde-Ausbildung für uns in Frage?
Da primär ich (als Nicht-JägerIn) am Tag für den Hund da war, entschieden wir uns gegen eine Jagdausbildung. Von diesem Moment an unterbanden wir jedes jagdliche Verhalten. Wenn er das rassetypische 'Vorstehen' zeigte, lernte er gleich, dass er dem Trieb nicht nachgehen darf. Außer er bekommt von uns die Freigabe dazu. Er verstand das schnell und das Thema war nach einiger Zeit geklärt.
Wie hat sich unsere Hunde-Erziehung in der Pubertät geändert?
Der Weg dahin war nicht einfach, sondern erforderte viel Ausdauer und Geduld von uns. Jetzt stecken wir mitten in der Pubertät und natürlich „diskutieren“ wir jedes Thema wieder mit ihm.
Der Grundstein für dieses Verhalten wurde früh gelegt und das zahlt sich gerade in den hormon-getriebenen Zeiten aus. Jetzt heißt es dranbleiben und das bis jetzt gelerntes Verhalten weiterhin positiv zu bestätigen. Das A und O war eine kompromisslose Erziehung mit klaren Regeln!
Wie kannst du einen Jagdhund abseits von der Jagd auslasten und beschäftigen?
Nach der Festigung der Grundkommandos und nachdem wir im Alltag einander gefunden hatten, merkten wir wie viel Spaß Arlo an Suchspielen hat. Damit begann seine Mantrailing Karriere, die er mit viel Leidenschaft verfolgt. Nach jeder Trainingseinheit (2x Woche für ca. 3h) ist er so zufrieden und ausgelastet! Er braucht diese regelmäßige Kopfarbeit und wir fanden etwas, was uns als Team Spaß macht.
Er lernte schnell „Arbeiten“ und „Freizeit“ auseinander zu halten, sodass er auf den normalen Spaziergängen nicht auf Menschensuche geht. Das Ergebnis ist ein viel entspannterer Hund in der Wohnung, was wiederum für uns ein ruhiges Zusammenleben bedeutet!
Wie findest du die perfekte Auslastung für deinen Jagdhund?
Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, wie du deinen Vierbeiner zufrieden stellen kannst. Jeder Hund (auch innerhalb der gleichen Rasse) ist anders. Der eine braucht mehr Auslastung als der andere. Hier musst du schauen, was deinem Hund -Mensch-Team am meisten Freude bereitet und wie intensiv du der Leidenschaft nachgehe musst.
Welche Möglichkeiten zur Ausbildung abseits der Jagd hast du?
- Alle Formen von Nasenarbeit z.B. ZOS, Duftarbeit, Fährten, Dummy-Suchen, Futter-Suchen, Mantrailing, Flächensuche…
- Apportieren mit Dummys von Romneys (findet Arlo z.B. eher doof)
- Trick- und Targettraining (super zur mentalen Auslastung, auch für regnerische Tage geeignet)
- Hundesportarten: Agility, Unterordnung, Rally Obedience…
- Und vieles mehr
Haben wir uns endgültig gegen eine jagdliche Ausbildung für Arlo entschieden?
Am Ende ist bei uns das Thema Jagdausbildung nicht endgültig vom Tisch. Wir beschlossen für uns, solange wir in der Stadt leben, Arlos Trieben nicht nachzugehen. Eine Jagdmöglichkeit sollte auch schnell zugänglich sein. Falls sich die Situation ändert und Arlo Lust an der Arbeit im Wald hat, können wir jederzeit die Brauchbarkeitsprüfung nachholen!
Nach einem Jahr mit Arlo kann ich sagen, wir haben uns richtig entschieden!
Würden wir uns immer wieder für dieselbe Rasse entscheiden?
Wir hätten uns mit jeder anderen Rasse einen tollen Hund ins Haus geholt. Jedoch weiß ich nicht, ob ich genug Zeit gehabt hätte ihm im Alltag die richtige Auslastung zu gewährleisten.
Jagdhund ist nicht gleich Jagdhund! Es macht ein großer Unterschied für welche Rasse du dich entscheidest! Die meisten Rassen haben durch Jahrhundertelange Zucht Veranlagungen und Bedürfnisse, die sich stark unterscheiden und befriedigt werden müssen. Darüber musst du dir bewusst sein, wenn du dich für ein Jagdhund entscheidest.
Außerdem solltest du bereit sein ihm Alternativen zu bieten, welche für den Besitzer oft zeitintensiv sind! Wenn du dazu bereit bist, kannst du dir ohne Probleme einen Jagdhund zulegen. Egal welche Rasse, solang sie in das eigene Leben hineinpasst!
Einige Fragen, die du dir vor der Anschaffung eines Jagdhundes stellen solltest:
- Bin ich bereit viel Zeit in die Erziehung zu investieren?
- Bin ich bereit ihm geeignete Alternativen zu bieten? Kann ich das im Alltag gewährleisten?
- Habe ich Spaß an intensiver Arbeit mit meinem Hund zusammen, welche über das Grundgehorsam hinaus geht?
- Bin ich physisch in der Lage, einem Jagdhund angemessen Bewegung zu verschaffen?
- Habe ich mich mit den verschiedenen Jagdhundetypen und ihren spezifischen Verhaltenseigenschaften auseinandergesetzt?
- Passt ein Jagdhund in meine private Situation? Kinder, Arbeit, Hobbies….
Ich hoffe, unserer Erfahrungen helfen dir weiter und erleichtern die Suche nach deinem Traum-Hund, egal ob Jadghund oder ein anderer Hundetyp.
Viel Spaß mit deiner Fellnase und eurer gemeinsamen Zeit!
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